Dienstag, 7. Januar 2014

Franziska und der Eskimo - Das Tatort-Double-Feature am Sonntag, Teil 1

 Vorwarnung: Könnte Spoiler enthalten!
 Sonntag, 05.01.2013
23:30: "Endlich ins Bett", seufze ich, und schalte die Kiste aus. Hinter mir: 3 Stunden geballte Tatort-Power. Gehen wir in die Rückblende.
20:15: Die Spannung steigt, Doldingers wohlbekannte Klänge dudeln, während auf dem Bildschirm
Horst Lettenmeyer durch die Gegend rennt.
20:16: eine Joggerin rennt durch den Park. Eine JoggerIn? Wirklich? Nee, spoilern will ich nicht.
Also, rekapitulieren wir: Frank Steier, mein Lieblingskommissar, gespielt vom großartigen Joachim Król (Król heißt auf polnisch König, passt also, der Name), hat sich abends, wie so oft, besoffen. Morgens wacht er auf einer Parkbank auf und sieht, wie eben diese Joggerin einen anderen Jogger regelrecht abmetzelt. Steier torkelt ihr (?) hinterher, der olle Besoffski kriegt das natürlich nicht hin.
Okay, denke ich, der Anfang hat Potential. Das beste bis jetzt: die Musik.
"Was' los, Sportsfreund?" fragt Steier den toten Jogger. Toll. Einfach toll. Einer der besten Sätze, die der Tatort in letzter Zeit zu bieten hatte.
Im Präsidium mischt der Kommissar sich in die Befragung einer Dame mit mehreren Hunden ein, die ebenfalls im Park herumspazierte, und kassiert eine ordentliche Abfuhr von ihr und Peter Kurth (Das ist jetzt nur der Schauspieler, wie die Rolle heißt, und was genau er macht, weiß ich nicht mehr so recht).
Kurz darauf taucht die neue, junge, Kommissarsanwärterin Dräger (Alwara Höfels, von mir aufgrund eines Auftritts in Mord mit Aussicht immer nur "Die Handwerkerin" genant wird) auf, nur um von Steier zur Sau gemacht zu werden. Sie fahren mich dahin, Sie fahren mich dorthin, Sie rauchen eine, "Ich bin Nichtraucherin", dann tun sie so... Und so weiter und so fort.
Sie bringt um ca. 20:21 die frohe Botschaft, dass der Tote Lehrer an der Schule war, an der Steiers bis jetzt uns nicht bekannte Ex-Frau unterrichtet. Diese ist jetzt mit einem Jüngeren liiert, die Hochzeitspläne stehen.
Auf das private Umfeld des Toten wird nicht eingegangen, stattdessen sieht man, wie Steier sich eine Aspirin nach der anderen reinschmeißt, dem Phantomzeichner zum gefühlt hundertsten Mal absagt, und Dräger anschnauzt, sie soll erst in sein Büro kommen, wenn er "Herein" sagt.
Unsere Handwerkerin hat von einem neuen Fall zu berichten. Ein Asiate hängt in einem blutverschmierten Sack kopfüber von einer Brücke.
Kurz darauf, in der Pathologie, hat Dräger eine Sternstunde: "Ist das nicht völlig hinrissig, diese beiden Fälle von zwei unterschiedlichen Beamten untersuchen zu lassen? [...] Also zwei Leichen mit den gleichen Verletzungen in so kurzem Abstand? Männer? Vielleicht läuft da ja 'ne Furie rum, die ihre ehemaligen Liebhaber kaltmacht.."
So ist es aber nicht.
Denn das, was folgt, ist keine  Jagd auf eine serienkillende Furie, sondern, wie der Journalistenkollege Hans Hoff in seiner Kritik auf DWDL so schön sagt "Furchtbare Wurschtelei", oder "zusammengestückelter Kram"
Immer lesenswert: Hans Hoffs "Mordschau"
Wie gesagt, ich will nicht spoilern, aber schon alleine die eigenartige Festplatte und ihr Inhalt, die man in der Wohnung des Asiaten findet, versetzte mich in einen lange andauernden Lachkranpf: ein Strichcode, den es nicht gibt, ein Foto von einem Iglu im ewigen Eis und der Song  "Quinn the Eskimo", zu dem Steiger noch singen und tanzen wird.
Die Auflösung ist teils vorhersehbar, teils schräg, aber auf jeden Fall ein Grund, diesem Tatort den Stempel "sehenswert" aufzudrücken.
Hier meine Punktbewertung:
Der erste Punkt geht an Joachim Król als Steier. Erste Sahne, wirklich.
2. Frankfurt. Grau, grau, grau. Tolles Setting für diese schräge Story
3. Die Musik. Einfach stimmig und passend.
4. Die Absurdität. Besser gehts nicht.
5. Alwara Höfels. Sie spielt die farblose und ständig kuschende Dräger so gut, dass man denken könnte, sie wäre eine schlechte Schauspielerin.
6. Der Wiener Barmann im Hotel. Auf jeden Fall einen Punkt wert. Schräg, eben.
Punkt 7,8 und 9 gehen an die Auflösung und
punkt 10 kriegt wieder Joachim Król, dafür, dass er es ohne seine Pink Lady Mey geschafft, diesen Tatort zum Ereignis zu machen.
Also 10/10. Nach dem versauten Türkischen Honig ein superguter Start ins neue Jahr.
Die Kritik zu "Franziska" wird folgen.